Kambodscha

Siem Reap – Vorbereitung & Infos

Singapur ist ein perfekter Ausgangspunkt, um in andere asiatische Regionen, Länder und zu den interessantesten Stätten in Asien zu fliegen.

Also haben wir das Oster Wochenende genutzt, um eine der Stätten zu besuchen, die auf meiner Löffelliste ganz oben standen und zum UNESCO Weltkulturerbe gehören:
die Tempelanlage Angkor Wat nördlich der Stadt Siem Reap in Kambodscha !

Angkor war einmal die alte Hauptstadt des Khmer-Reiches. In dieser Zeit wurden über tausend Tempel gebaut, die lange Zeit in Vergessenheit gerieten vor allem während der immer wiederkehrenden Kriegszeiten in Kambodscha. Einige dieser Tempel wurden inzwischen unter hohem Aufwand restauriert. Von anderen verbleiben heutzutage nur noch ein paar Steine verborgen im Dschungel und werden, wie man später sieht, wieder von den Bäumen eingenommen und fast verschlungen. Dieser Archäologische Park Angkor ist wie erwähnt UNESCO-Weltkulturerbe und wird jedes Jahr von über zwei Millionen Menschen besucht – am Ostersonntag sollten wir dabei sein.

Aber von vorne. Wir reisen ja doch recht viel, haben schon das ein oder andere Visum beantragt, den Pass auf Gültigkeit geprüft, uns vorbereitet, eingelesen, hingefiebert – und diesmal waren wir wohl mit den Gedanken irgendwo anders. Die Flüge waren bereits gebucht (Direktflüge nach Siem Reap mit 2 Stunden Flugzeit anstatt umsteigen und 8 Stunden Flugzeit machen bei diesem Kurztrip durchaus Sinn !) und das Hotel mit einem Rund-Um-Angkor-Wat-Erlebnis-Package hatte ich ebenfalls bereits klargemacht. Samstag sollte es losgehen und Donnerstag saß Dirk von Frankfurt nach Singapur im Flieger. An dem Morgen blätterte ich dann neben meinem Müsli mal so durch den kleinen Reiseführer und blieb bei den Einreisebestimmungen von Kambodscha hängen.
Sieh da ! Ein Visum wird benötigt….. online ist das Visum mindestens 2 Wochen vorher zu beantragen. Na toll ! Aber: man kann es auch am Flughafen direkt kaufen ! Juchu ! Man braucht den Paß …. Und Paßfotos…. Mist ! Die hätte Dirk mal aus Deutschland mitbringen können.
Im Büro habe ich mich mal wieder auf meine Singapur Kollegen verlassen und die sind wirklich unglaublich ! Unglaublich nett, hilfsbereit und sofort im Erledigungs-Modus. Meine Kollegin war sofort am Organisieren und machte einen Kollegen ausfindig, der einen Fotoautomaten in der Nähe vom Büro kannte. Den haben wir dann auch gleich in der Mittagspause inspiziert und damit ich ihn ja nicht verfehle, haben mich 2 Kollegen hin begleitet. Ich sag’s ja, die Singapurer sind eines der hilfsbereitesten Völkchen, die ich bisher so kennengelernt habe – auf die lasse ich nichts kommen !
Allein beim Anblick des Fotoautomaten passierten 2 Dinge: ich wurde in meine Teenie-Zeit zurückkatapultiert, als wir immer wieder Quatschfotos mit 4 Mädels in diesem winzigen Fotoautomaten machten. Und zweitens brach mir vom Ansehen der Kabine auf dem Bürgersteig – unklimatisiert – der Schweiß aus ! Aber ok, auch das brachten Dirk und ich am nächsten Tag hinter uns und die Fotos mit den Schweißperlen auf der Stirn haben keinen kambodschanischen Beamten davon abgehalten, uns einreisen zu lassen.
Und das, obwohl ca. 10 bis 12 Beamte mit jedem einzelnen Pass beschäftigt waren ! Wir standen an einem U-förmigen riesigen Pult an, hinter dem die Beamten saßen und stapelweise die Touri-Pässe begutachteten, bestempelten, stapelten, weiterreichten, umdrehten, aufklopften, kritisch beäugten und schließlich an einen grinsenden Beamten weiterreichten, der dann am anderen Ende vom U die Pässe mit Visum an die Inhaber zurückgab – und dabei versuchte, die ganzen europäischen und amerikanischen Namen möglichst genau auszusprechen. Das ging zu 98% schief und jeder starrte nur auf das Passbild, in der Hoffnung, sein Bild vor der Namensnennung zu erkennen.
Und dann waren wir auch schon eingereist. Wir wurden am Flughafen vom Fahrer und einer der Hausdamen mit einem typischen Khmer-Schal empfangen. Den typischen Khmer-Schal gibt es tatsächlich und zwar in einem gröberen Baumwollstoff und immer kariert in vielen Farben und auch verschiedenen Größen. Unsere waren rosa – mit etwas grün und blau – und ja, auch Dirks Schal war rosa und so sind wir mit unseren rosa Schals erstmal ins Hotel gefahren worden.
Das Hotel war klasse! Es gehört zu einer kleinen Kette in Siem Reap, die anscheinend ein einfallsreicher lokaler Geschäftsmann aufgebaut hat, nebst gleichlautenden Bars, Massagestuben und Restaurants. Trotzdem war es besonders, denn es war keines der Standardhotels, sondern baulich dem typischen kambodschanischen Stil angepasst und geschmückt. Eines stach ebenfalls heraus: die Freundlichkeit der Mitarbeiter. Das ist in Kambodscha generell unfassbar, mit welcher Freundlichkeit man überall aufgenommen und begrüßt wird.

Bevor ich an der Stelle mit Reiseschilderungen weitermache, muss ich aber einen Exkurs einlegen. Was uns bei allem Luxus und aller Bequemlichkeit natürlich klar war und auch schon bei der ersten Fahrt ins Hotel offensichtlich wurde, ist, dass Kambodscha ein sehr armes Land ist.

   

Es gehört zu den ärmsten Ländern dieser Erde und das darf man bei solchen Reisen auch nicht vergessen. Nach Dirks Recherche beträgt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Kambodscha ca. 800 USD im Jahr. Im Jahr ! Kambodscha hat 2 Jahrzehnte Krieg, Schreckensherrschaft durch Pol Pot und Besatzungszeiten unter anderem durch Frankreich, Japan, Vietnam und Thailand durchgemacht. Langsam erholt sich das kleine Volk, das erst seit 1954 unabhängig ist und in einer sogenannten Wahlmonarchie als Staatsoberhaupt einen König hat. Zu diesem Zeitpunkt der Unabhängigkeit hatte sich bereits die Rote Khmer gebildet, eine Guerillatruppe, die dann in den 1970ern die Macht eroberte und schließlich Pol Pot zum Ministerpräsidenten machte. Damit war das Schicksal von Kambodscha erstmal besiegelt. Pol Pot war die treibende Kraft einer regelrechten Vernichtungsaktion. Er war letztlich dafür verantwortlich, dass innerhalb von 2 Jahren bis zu 2 Millionen Menschen umgebracht wurden. Darunter eine sehr hohe Anzahl intellektueller und gebildeter Menschen, da man einen Nullpunkt setzen wollte, die Vergangenheit mit allem Wissen auslöschen und neu anfangen. Man merkt den Menschen auch noch an, dass sie von dieser Schreckenszeit bis heute geprägt sind. Das war in den Jahren als ich geboren wurde ! Es gibt also bis heute sehr viele Menschen, die diese Zeit live miterlebt haben.
Zudem war Kambodscha vielen Bombenangriffen ausgesetzt, sowohl von den USA im Vietnamkrieg als auch von Vietnam selbst. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere, dass viele berühmte Persönlichkeiten wie Prinzessin Diana oder auch Angelina Jolie sich gerade in Kambodscha für die Entschärfung von Landminen eingesetzt haben bzw. es immer noch tun.
Auch auf den belebten Touri-Meilen in Siem Reap kommen einem immer wieder auch junge Menschen im Rollstuhl entgegen, denen Gliedmaße fehlen, weil sie in eine Landmine reingetreten sind. Manche können sich nicht mal den einfachsten Rollstuhl leisten und kriechen dann auf ihren Stümpfen durch die Straßen. Da wird man sehr schnell in die Realität zurückgeholt.

Dieser Kriegsgeist ist den Menschen jedoch geblieben, wie uns auch bei unserer Führung durch die Tempelanlagen durch unseren persönlichen Guide Chong klar wurde. Er hat uns die Reliefs auf den Tempelanlagen erklärt, die ja von Kriegszeiten von vor über 1.000 Jahren erzählen. Aber bis heute scheinen die Kambodschaner  – trotz aller herzlichen Freundlichkeit – ein Land der Krieger und Kämpfer zu sein, die sich durch jeden Krieg durchgeschlagen haben. Man liebt es wohl auch, sich aneinander zu messen, denn zum Beispiel sind Hahnenkämpfe oder auch Kämpfe zwischen Schweinen und anderen Haus- und Nutztieren, durchaus üblich und weit verbreitet, wie uns Chong mit Stolz und einem Strahlen im Gesicht erklärte.
            

  

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