Australien

Barmoya & Rockhampton: Ranch-Feeling

Unsere Gastgeberin in Airlie Beach hatte uns schon gewarnt: die Fahrt nach Rockhampton ist nicht nur lang, sondern auch langweilig. Genauso war es: kilometerweit eine schnurgerade Straße, meist einspurig und rechts und links ein paar Bäume. Gääähn.

Also stellt man am besten die Geschwindigkeitsregelanlage auf die erlaubten 100 km/h und versucht durch Gespräche mit seinem Mitfahrer wach zu bleiben.

Schläft der Mitfahrer auf dem Beifahrersitz auch schon, bleiben einem nur die Quizfragen, die die Straßenbehörde in weiser Voraussicht am Wegesrand aufgestellt hat.

Radio? Naja, ein etwas angegammelter Country-Music-Sender, der immer wieder am Rauschen war, half da nur begrenzt. Das Auto hatte zwar Airplay, aber irgendwie hatte iTunes gerade etwas gegen meine Musikauswahl.

Rechts am Straßenrand tauchte ein Straßenschild auf, das besonders Mut machte:
‚REST or R.I.P.‘. Wir entschieden uns für die Pause auf einem der nicht so idyllischen Parkplätze, die zum Glück fast alle öffentliche Toiletten hatten, die man auch deutlich besser nutzen kann als die meisten, die mir in Europa so einfallen.

Für unsere Mittagspause fuhren wir etwas weiter ab, um wenigstens unter einem Baum etwas kühlen Schatten zu finden.

Ach ja, vielleicht mal was zum Wetter: wir sind hier grade mitten im Herbst, auf dem Weg zum Winter. Tagsüber merkt man das kaum, da ist es warm bis 25 oder 28 Grad. Mittlerweile sind wir auch aus den tropischen Gebieten raus und es ist sowieso nicht mehr schwül, sondern eine angenehme trockene Wärme. Abends allerdings wird es nun richtig kühl und das merken wir am deutlichsten an unserem nächsten Standort. 13 Grad zeigt das Thermometer hier abends so ab 20 Uhr. Das wäre alles kein Problem, wenn unsere Unterkünfte (und das schließt die nächsten schon ein) in irgendeiner Form isoliert wären. Sind sie aber nicht und so wird es nachts auch innen eisig kalt. Eigentlich friere ich recht selten, aber wie oft ich auf unserer Reise mit Socken geschlafen habe oder sie zumindest neben dem Bett bereit lagen, ist unglaublich für mich. Die Klimaanlage ist fast überall unsere Heizung, wenn es ganz frostig wird, nehmen wir schon mal einen offenen Backofen dazu. Aber später mehr dazu.

Wir fuhren bei dem Ort ‚The Caves‘ ab, denn wir waren nicht direkt in Rockhampton untergebracht, sondern in dem kleinen Ort Barmoya auf einer echten Rinderfarm (wir erfuhren erst später, dass das Retreat und die Rinderfarm seit einigen Monaten getrennt bewirtschaftet werden). Das bedeutete, unsere Unterkunft befindet sich auch nicht in der Ortsmitte, sondern irgendwo außerhalb…. weit außerhalb. Wir verließen die normale asphaltierte Straße und Barmoya und über eine Gravel Road ging es weiter zwischen Weiden und Wiesen. Google Maps meinte, dass wir die nächste rechts abbiegen sollten, also nach so 5 km weiter auf dieser Gravel Road. Als ich das Dirk sagte „nächste rechts abbiegen“, zog er eine Augenbraue hoch und schaute mich von der Seite an und ruckelte weiter über die Schotterstraße.

Irgendwann ging es dann tatsächlich rechts ab und weiter über Schotter und durch tiefe eingefahrene Löcher von Traktoren. Endlich kamen wir an ein Gatter und ein Schild, das uns den Weg zur Rezeption wies. Aber es war mittlerweile fast 17 Uhr und keiner mehr da. Das Telefonnetz reichte mit einem 4G Balken zum Glück für ein Telefonat und wir hörten, dass wir uns einfach zu unserer Cabin aufmachen sollten, wo es lang ging und dass dort alles für uns bereit lag.

Also fuhren wir nochmal weiter durch Wiesen und Weiden und endlich sahen wir den Eingang zum Hedlow Retreat und durch einige Bäume schien eine Holzhütte durch.

Anscheinend gehörten zum Retreat zwei solcher Holzhütten oder Cabins und etwas weiter noch eine Lodge mit 4 Zimmern. Irgendwo leuchtete Licht, aber wir stellten fest, dass es wohl ein automatisches Licht war: wir waren mutterseelenallein auf diesem Gelände am Fluss, kein anderer Gast wohnte in den weiteren Zimmern, wir waren umringt von Weiden und Wiesen und ein paar Pferden und am Horizont sahen wir das Haus vom nächsten Nachbarn. Ich beschloß, nicht über diesen Fakt der Einsamkeit nachzudenken und konzentrierte mich mit Dirk auf die kleine Cabin, mit einer schönen Terrasse, einem BBQ und einer ganz süßen Einrichtung zwischen rustikal und modern.

Wir hatten im einzigen Laden in The Cave bereits eingekauft, so ein richtiger Tante Emma Laden, und waren daher gut ausgestattet. Trotzdem wollten wir am ersten Abend nicht kochen und beschlossen in den Old Pub im Ort zu fahren und dort ein Steak zu essen, wie uns bereits empfohlen wurde. Auf dem Weg dorthin war es bereits dunkel und kleine Frösche hüpften über die Fahrbahn. Wir hielten Ausschau nach Kängurus, aber stattdessen saß plötzlich eine kleine weiße Eule vor uns auf der Straße. Dirk konnte grade noch das Steuer rumreißen und drumherum fahren.

Das Steak war wie erwartet hervorragend im Land der Rinderbarone und so fuhren wir wieder unsere Wald- und Wiesen-Gravel Roads entlang bis zu unserer Cabin.

An diesem Abend hatte uns wirklich die Milchstraße den Weg erleuchtet.

Wir standen im Dunkeln vor der Holzhütte, den Kopf im Nacken und starrten nach oben in den Himmel, in diesen unfassbar sternenreichen, leuchtenden Milchstraßen-Himmel. So viele Sterne hatten wir beide noch nie gesehen. Leider hatten wir nicht die Ausrüstung, um das als Foto festzuhalten, also bleibt es in unserer Erinnerung und dafür standen wir noch 10 Minuten länger in dieser feuchten Kälte, die vom Fluss zu uns hoch kroch.

Wir beschlossen, an diesem idyllischen Ort einen ganz ruhigen Stiefel zu schieben und genossen am nächsten Morgen die warmen Sonnenstrahlen auf der Terrasse, das Vogelgezwitscher und die Geräusche, die vom Fluss zu uns kamen. Anscheinend war am Wochenende eine Hochzeit auf dem Gelände geplant und es kam etwas Leben auf von Leuten, die ein riesiges Zelt aufbauten.

Ein kurzer Ausflug in die nächste Stadt Yeppoon brachte uns wieder an einen schönen Strand, zu einem Mittagessen an der Strandpromenade und nach einem Einkauf fuhren wir durch die seltsam anmutende Landschaft mit den runden Hügeln wieder zurück zu unserer Cabin. Mit einem Gin Tonic in der Hand erlebten wir einen erstklassigen Sonnenuntergang zwischen Fluss und Pferdeweiden. Die Atmosphäre war wunderschön, entspannt und romantisch. Wir beschlossen daher den Abend mit einem exzellenten BBQ, eingemummelt in einen dicken Pullover.

So entspannt packten wir am nächsten Tag wieder unsere Koffer, Rucksäcke und Taschen ins Auto und machten uns auf in das Surferstädtchen 1770 bei Agnes Waters.

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