Kanada

Whistler bis Vancouver Island

Jetzt haben wir noch einen wunderschönen Teil unserer Kanada-Tour vor uns: Vancouver Island. Es geht wieder morgens los von Whistler durch einige der schönsten kanadischen Gegenden, entlang des Howe Sound, der unglaublich an die Norwegische Fjordlandschaft erinnert, vorbei an Anvil Island und Gambier Island bis zur Fähre in Horseshoe Bay.

Wir hatten die Überfahrt schon vorab gebucht, so dass wir sicher sein konnten, mit unserem Auto auch auf diese Fähre an genau diesem Tag zu kommen, aber trotzdem waren wir gezwungen, unsere Fahrt auch zeitlich daran anzupassen, damit wir wirklich pünktlich da sind.

Aber es war kein Problem, wir parkten unser Fahrzeug im Bauch der Fähre und schlenderten dann gemütlich an das Oberdeck, von dem aus man einen fantastischen Blick über die Bucht hatte.

Die Fähre fuhr etwa 2 Stunden bis Nanaimo auf Vancouver Island. Wir genossen den Wind und die tolle Aussicht auf die Skyline von Vancouver City. Natürlich hielten wir die Augen auf, ob nicht jetzt schon irgendwo ein Wal zu sehen sei, denn die verirren sich auch gerne mal in der Bucht.

Als wir in Nanaimo anlegten, hatten wir noch ca. 2 Stunden Fahrtzeit zu unserem nächsten Bed & Breakfast in dem kleinen Fischerdorf Ucluelet, an der pazifischen Seite der Insel. Um ehrlich zu sein: es war eine ordentliche Gurkerei an dem Tag, denn es ging über viele kleine Landstraßen, hinter einigen LKW her, die man nicht überholen konnte auf den Serpentinen, durch den dichten Wald bis auf die andere Inselseite. Wir hatten uns aber bewusst für diesen kleinen Ort in der Nähe des berühmteren Städtchens Tofino entschieden, um den Pacific Rim National Parc erleben zu können, aber auch gute Ausgangspunkte für Wal- und Tierbeobachtungstouren zu haben.

A Snug Harbour Inn

Unser Bed & Breakfast „A Snug Harbour Inn“ war ein Highlight auf unserer Reise. Ich hatte lange nach einer schönen Unterkunft gesucht und hier ein Kleinod gefunden. Das Haus lag versteckt zwischen alten, hohen Bäumen direkt in einer Bucht, war wundervoll ausgestattet und hatte sehr warmherzige Inhaber, die uns herzlich begrüßten, rumführten und schon viele Ideen für uns hatten, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir hatten ein tolles Zimmer mit Blick auf die Bucht und konnten von dort schon so manchem Seeadler beim Kreisen zuschauen.

Auch der ein oder andere Schwarzbär traute sich schon mal bis ans Haus ran, so dass wir angehalten waren, Türen geschlossen und Augen dafür offen zu halten.

Aber uns begegneten eher kanadische Rehe bzw. Damwild als Braunbären rund um das Haus und so undankbar war ich für diesen Ersatz nicht.

Was mir besonders gut gefallen hat, war die Stimmung auf der Insel: es ging so relaxt und entspannt zu wie auf Hawaii und dennoch entkam man nicht der brachialen Brandung des Pazifischen Ozeans und seiner Naturgewalten. Davon hing das Leben hier ab und es bestimmte den Rhythmus, das konnte man mit allen Poren spüren und vor allem immer hören, denn die Meeresbrandung war allgegenwärtig.

Die Anzahl der Touristen war sicherlich hoch im August und dennoch verteilte es sich gut und es hatte nur selten in manchen Orten den Anschein, dass Touristengruppen durch das Städtchen strömten.

Picknick auf dem Boot

Wir hatten einige Ausflüge bereits geplant: wir wollten diverse Wanderung unternehmen, unter anderem entlang der Küste durch den Pacific Rim National Parc und durch die alten Mammutwälder. Außerdem hatten wir uns für eine Bootstour entschieden, um vielleicht Wale aber auch andere Tier zu beobachten. Grundsätzlich entscheidet man sich entweder für die Speedboot-Variante mit einem Zodiac oder für die Variante mit einer kleinen Jacht durch die Gewässer zu cruisen. Da ich ja bekanntermaßen bisher von fast jedem Schiff auf jedem Meer dieser Erde gereiert habe, fällt für mich der Zodiac flach und auch Dirk war zum Glück begeistert von der Tour auf einer kleinen Jacht, die ich rausgesucht habe, die auch ein schönes Picknick auf dem Boot beinhaltete.

Und so cruisten wir entspannt durch die Buchten, konnten tatsächlich eine Bärenmama mit ihrem Kleinen ganz nah am Ufer beobachten, über uns kreisten unzählige Seeadler, wir fuhren an den Felsen mit den Seehunden vorbei und konnten miterleben wie sie von den Felsen ins Meer sprangen und der Seehund-Patriarch seine Familie zusammmenbrüllte und klarmachte, wer der Herr im Haus bzw. auf dem Fels war.

Leider waren uns keine Wale an dem Tag vergönnt, auch wenn uns fast die Augen tränten während wir ständig mit unserem Feldstecher aufs Meer starrten.

Dafür genossen wir ein wunderbares Picknick auf dem Boot, entspannten bei einer Dose Bier auf dem Deck und schipperten ganz gemütlich durch eine wundervolle, einsame Landschaft und fischten sogar noch in aller Ruhe den Sonnenhut einer Passagierin aus dem Wasser.

Küstenwanderung auf dem Pacific Rim National Parc Trail

Am nächsten Tag hatten wir eine Wanderung an der Küste entlang geplant, die durch den Pacific Rim National Parc verläuft. Die Wanderung war nicht wirklich anspruchsvoll, aber wunderschön gelegen oberhalb der Brandung und der Strände durch alten Urwald und mit vielen Aussichtspunkten.

Wie immer waren wir gewarnt worden, nicht zu leise unterwegs und auch wachsam zu sein, denn das Gebiet war durchaus für streunende Wölfe, aber auch für die schon erwähnten Schwarzbären bekannt und die sollten so früh wie möglich gewarnt sein, dass wieder ein paar Touris auf ihrem Gelände unterwegs waren. Grizzlies gibt es übrigens auch auf der Insel, allerdings nicht in der Ecke, in der wir unterwegs waren. Und ein Grizzly steht bei mir im Ranking der Tiere, auf die ich unbedingt im Wald treffen möchte – also ohne Schutzzaun 😉 – recht weit unten….

Aber hier schien es uns recht ungefährlich, denn der Panoramaweg war dann doch von Wandertouristen recht frequentiert und unterhalb davon waren die Strände ebenfalls nicht ganz leer und einige Familien hatten ihren Sonnenschutz aufgebaut und waren Strandspiele am Spielen.

Das Meer zur Pazifik-Seite hin war recht rau, so dass sich nur wenige Leute und die meist nur in Neoprenanzügen hineintrauten.

Wir hatten nun im August wirklich fast alles an Wetter und Temperaturen auf unserer West-Kanada-Rundreise erlebt: es war kalt um die 10 Grad und regnerisch, wir hatten 30 Grad und brutzelnde Sonne, Gletscherkälte, trockene Hitze in der Prärie und nun raues Pazifikwetter, Anfang 20 Grad und viel Wind. Wie gut, dass wir für alles ausgerüstet waren, wir hatten vorher nochmal in Klamotten investiert, die Wind und Wetter gut aushalten, aber dünn genug für den Sommer sind. Gute Wanderschuhe, am besten halbhoch kann man für so eine Kanada-Reise ebenfalls empfehlen.

Rainforest Trail

Am nächsten Tag hatten wir den Rainforest Trail im Visier. Insgesamt handelt es sich um 2 Trails, sehr nah gelegen zwischen Ucluelet und Tofino, die durch einen der ältesten Regenwälder Kanadas führen. Die Trails sind nicht lang, jeder nur etwa 1 bis 2 Kilometer und sie führen über Holzstege und zahlreiche Treppen durch einen faszinierenden uralten Regenwald. Es ist grün in allen Nuancen, feucht, es riecht nach frischem Waldboden, es plätschert, Vögel zwitschern laut und man hat das Gefühl total abgeschieden von der Welt unterwegs zu sein.

Nicht ganz, denn schon an der nächsten Ecke trifft man wieder auf andere Touristen… und auf eine Bärenmama mit ihrem Jungen, die vor uns in den Bäumen herumturnten.

Bei uns fuhren also schon ganz automatisch die Alarmglocken aus – bei den anderen Touristen die Handykameras….. Ein Touristenpaar hatte wenigstens offensichtlich eine Bärenpfeife umgehängt – an die hielten wir uns. Von unserer Ausguck-Plattform schauten wir dann halb entspannt den Bären einige Minuten zu und verschwanden dann als sie uns zu nahe kamen. Es war toll, Bären in freier Wildbahn zu sehen, aber man merkt an sich selbst, dass man, vielleicht auch durch verschiedene Zoobesuche, den Respekt vor dem Wildtier etwas verliert und sich einbildet, dass nichts passieren kann. Ein imaginärer Zaun ? Gibt’s nicht ! Das ist hier, in der kanadischen Wildnis, extrem fahrlässig!

Trotzdem war es wunderschön !

Wir genossen die weiteren Tage, machten noch kleinere Ausflüge, unter anderem nach Tofino und entspannten auf unserer Terrasse, das Fernrohr immer wieder auf die Seeadler gerichtet, die ihre Kreise über uns zogen. Wir hatten eine Woche Zeit auf Vancouver Island und wollten einfach auch die Atmosphäre in der Natur genießen und uns nicht hetzen lassen.

Und so packten wir am Ende der Woche wieder unsere Koffer und machten uns auf den Weg zurück nach Nanaimo zur Fähre, um dann nach Vancouver City überzusetzen.

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