Kanada

Revelstoke bis Kamloops

Zum Glück stand unser Auto noch an Ort und Stelle am Hotel und so packten wir schnell ein, besorgten uns in Revelstoke noch etwas Proviant für unsere nächste Etappe und machten uns dann auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Kamloops.

Campbell Hills Guest Ranch

Hier erwartete uns das nächste Highlight unserer Reise: wir hatten auf einer Pferderanch eingecheckt und Dirk hatte sich breitschlagen lassen, zwei Tage mit mir durch die Wälder Kanadas zu reiten. Natürlich nicht alleine, sondern ebenfalls auf geführten Trekking-Touren und dafür hatten wir uns eine spezielle Pferde-Ranch ausgesucht, die auf einer Hochebene in den Rockies lag: Die Campbell Hills Guest Ranch.

Diese Ranch wird von einem Ehepaar, Martin und Bernadette, geführt, die mit einigen Pferden angefangen haben und in den Jahren immer wieder auch vernachlässigte Pferde aufgekauft und mit ihrer sehr naturverbundenen und liebevollen Art „resozialisiert“ und fit gemacht haben für einen natürlichen Umgang und Reitstil, genannt natural horsemanship.
Dazu haben die beiden ein Gästehaus aufgebaut und verschiedene Cabins auf dem Gelände, in dem sie das reitbegeisterte Volk unterbringen. Martin ist dazu Koch und kredenzt den Gästen im Wild Horse Saloon leckeres Essen.

   

Nun mussten wir nur noch zu den beiden finden, nachdem wir einige Stunden auf dem Highway unterwegs waren und jetzt in Kamloops abgebogen waren auf ein paar staubige Feldwege, die bergauf durch recht karges Land führten. Wir fragten uns natürlich ob wir hier überhaupt richtig waren, aber dann tauchten doch immer wieder Hinweisschilder auf, denen wir folgten und am Ende bogen wir durch ein großes Tor ein auf das Ranchgelände und wurden direkt von 2 Hunden begrüßt.

    

Na toll ! Hunde und ich sind keine natürliche Symbiose und das funktioniert nur, wenn sie ganz lieb sind, wenig bellen, nicht an mir hochspringen und erst recht nicht die Zähne fletschen.

Westernstiefel und Zaumzeug

Also blieb ich sitzen und nur Dirk stieg aus dem Auto aus. Schließlich kam Bernadette und begrüßte uns und dann lief es auch mit den Hunden. Sie führte uns im Haupthaus rum, erklärte alles, zeigte uns unsere Cabin etwas vom Haupthaus entfernt und wir besprachen den ersten Ausritt am nächsten Morgen. Die richtigen Pferde mussten für uns gefunden werden, die auch unsere Gewichte aushalten und uns unsere Anfängerkenntnisse beim Reiten nicht übel nehmen.

Dazu brauchten wir noch etwas Ausstattung: ein Helm und natürlich Reitstiefel, die richtige Cowboy-Stiefel waren und Dirk tatsächlich endlich begeisterten. Ansonsten hatte er eigentlich mehr Respekt vor dem was da auf ihn zukam in Form eines Pferdes und Ausritts.
Ok, ich auch. 😉

Es war ja nun schon gute 20 Jahre her, dass ich mal auf einem Pferd gesessen hatte. Meine letzten Male waren dann auch mehr geprägt von der Flugbahn und Steißbein-Aufprall vom scheuenden Pferd als von romantischen Ausritten.

Das schöne auf dieser Ranch war, das die Pferde unheimlich viel Auslauf hatten. Die Weide war riesig und tagsüber konnten sie sich auch rund um das Haupthaus bewegen, so dass auch während unseres Kaffees auf der Terrasse immer mal wieder ein Pferd neben uns stand.
Auch unsere Cabin stand anscheinend mitten auf einer Weide, denn immer wieder standen auch hier Pferde vor unserer Haustür und weideten rundherum und zwischen den Liegestühlen.

     

Wir hatten ein wunderschönes großes Zimmer mit Ledercouch, Kühlschrank, einem großen Bad und einem …. Hochbett. Zwar war das Bett insgesamt so breit, dass wir ohne weiteres zusammen auf einer Ebene nächtigen konnten, aber unsere Betten waren in der unteren Ebene mit der niedrigen Deckenhöhe gemacht und es gab auch keinen Zugang von zwei Seiten, sondern wir mussten uns nacheinander in die Kuhle rollen oder wieder rausklettern.

   

Am Abend genossen wir das Buffet von Martin auf der Terrasse und mit einem dicken Pullover und in Decken eingehüllt saßen wir dann auch lange draußen und später auch noch am Lagerfeuer. In der Ferne sah man die Silhouetten von Kojoten auf den angrenzenden Wiesen rumlaufen und hörte sie zwischendurch auch rufen. Sie liefen zwischen den Kühen entlang, die wie riesige Felsbrocken in der Dämmerung wirkten.
      

Am nächsten Morgen wurden wir gegen 6 Uhr geweckt von lautem Hufgetrappel. Aber wir waren vorgewarnt: Bernadette hatte uns schon gesagt, dass die Pferde früh morgens von der Weide geholt wurden und sie konnten selbständig ihren Weg von der Koppel bis zu den Ställen laufen. Die Pferde, die für Ausritte gebraucht wurden, wurden dann in die Ställe geführt und fertig gemacht, die anderen durften sich frei bewegen. Und so stand dann auch eines von ihnen direkt vor unserer Haustür als wir zum Frühstück wollten.

Das Glück dieser Erde – mit Muskelkater auf dem Rücken der Pferde

Dirk und ich waren beide sehr gespannt, Reiten war für uns dann doch eher eine ungewöhnliche Aktivität und wir warteten etwas aufgeregt, wie es nun weiterging für uns.

Als erstes lernten wir unsere Pferde kennen: ich sollte auf Conan reiten, ein ruhiger aber recht großer Brauner. Dirk wurde Gunner zugeteilt, ebenfalls recht ruhig, 7 Jahre alt und schon sehr erfahren auf den Trails.

            

Als erstes ging es darum die Pferde zu besteigen, vom Holzklotz aus hieß es mit viel Schwung in den Sattel zu rutschen. Auf der Ranch waren einige Praktikanten und Wrangler am Arbeiten, die an solchen Morgen auch bei der Gäste-Einführung halfen: Steigbügel halten, Pferde und Menschen beruhigen, Ausstattung prüfen und herbei schaffen, bei den ersten Übungen helfen.

  

   

Wir lernten also die Pferde unter Kontrolle zu bringen (und am Besten auch zu halten 😉 ) und sie mit Beinen und den Zügeln zu lenken. Das wurde so lange auf dem Reitplatz geübt, bis alle Gäste sich mit ihrem Kameraden unter dem Sattel wohl fühlten. Es wurden auch nochmal Pferde getauscht, nachgezogen, geprüft, Getränkeflaschen verteilt und dann wurde das Gatter geöffnet und Bernadette ritt voraus Richtung Wald auf den ersten Trail. Wir ritten gut 3 Stunden durch den Wald, begegneten Kühen, Waldarbeitern mit Kettensägen (Conan und ich haben ganz schön geschwitzt bei den Geräuschen!) und mussten unsere Pferde zähmen, wenn der Hintermann sie in den Hintern zwickte. 😉 Und dann war da noch die Herausforderung, wenn sie Abkürzungen durchs Unterholz nahmen und die Äste einen fast vom Pferd fegten. Mich hätte es zweimal fast aus dem Sattel gerissen, aber zum Glück konnte ich mit ein paar Abschürfungen dann doch oben bleiben. Es war also mal wieder aufregend.

     

Zwischendurch legten wir noch eine Rast ein für Pferde und Reiter und Bernadette verteilte Getränke und Kekse an die Reiter und die Pferde bedienten sich an den Sträuchern der Umgebung.

     

Dann ging es langsam zurück zur Ranch und so ein bisschen war ich froh drüber, denn meine Oberschenkel machten sich sehr bemerkbar – nach den Wanderungen der Vortage und dem Ausritt heute waren unbekannte Muskeln am Werk, die dringend einer Entspannung bedurften.

Als Dirk und ich dann fast parallel vom Pferd rutschten und die ersten Schritte liefen, lagen wir fast am Boden vor Lachen ! John Wayne war nix gegen die O-Beine von Dirk und ich war ungelogen seine Joanna Wayne….. 😀

Und so stapften wir mit unseren Cowboy-Stiefeln und O-Beinen zu unserer Cabin zurück und nach einer Dusche und einem Snack auf der Terrasse fühlten wir uns einigermaßen wieder hergestellt. Und ich hatte mich mittlerweile sogar mit den Hunden angefreundet.

       

Der zweite Tag lief eigentlich genauso ab und wir absolvierten einen weiteren Trail durch Kanada’s Wälder. Bernadette wollte uns dann überreden, auch am Nachmittags-Trail teilzunehmen, aber Dirk und ich sahen uns an und waren sofort einer Meinung: wir konnten nicht mehr aufs Pferd – unmöglich! Unsere Muskeln waren am Ende und wir wollten und konnten nicht mehr. Eigentlich schade, aber man muss ja seine eigenen Grenzen auch anerkennen.     

Knochen entspannen beim Kanufahren

Alternativ bot Martin an, uns am Nachmittag zusammen mit 2 Kanus an einen See zu fahren, damit wir etwas paddeln konnten. Das war ganz nach unserem Geschmack und so lieferte uns Martin in der Einsamkeit eines Sees ab und wir paddelten gute 2 Stunden über den See und genossen Landschaft, Natur und… Kühe. Auch hier waren die Kühe einfach so unterwegs und immer wieder muhte es zwischen den Bäumen. Es war so schön, angenehm warm, entspannend, wir verbrachten einen wunderschönen Nachmittag bis Martin uns und die Kanus wieder einsammelte.

   

    

Nach einem weiteren Abend am Lagerfeuer, mussten wir am nächsten Morgen wieder unsere Koffer packen. Wir verabschiedeten uns – nicht ohne eine perfekte Adresse zu erhalten, wo wir richtige Cowboy-Stiefel erwerben konnten. Also fuhren wir den Feldweg zurück nach Kamloops und fanden dort den Laden, der eigentlich Arbeitsklamotten führte, und ich bekam meine echten und schicken Cowboy-Stiefel, die hoffentlich noch in den Koffer passten.

Was für Tage, die wir nun Revue passieren ließen. So unterschiedlich in den Aktivitäten und in der Landschaft! Erst Gletscher und Hiking, dann Hochebene und Riding. Es waren wundervolle Tage, die viel zu schnell vorbei waren. Aber unsere Reise geht ja noch weiter.

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