Al Hamra & The View
Al Hamra ist zum einen eine alte Lehmsiedlung, aber auch eine Provinz im Oman, die beeindruckende Gebirgszüge aufweist und genau dorthin waren wir unterwegs.
Wir standen mit unserem Geländewagen also am Eingang der Geröllpiste und hatten etliche Zweifel, ob wir das packen würden….dort hochzukommen ins Hotel, dessen einzigartige Zimmer in Cubes angeordnet bereits von unten erkennbar waren und sozusagen über dem Abhang schwebten:
Dirk und ich waren uns einig, dass wir ein unglaubliches Glück hatten, dass es gerade nicht regnete und wir diese steile Geröllpiste zumindest im Trockenen angehen konnten. An dieser Stelle habe ich gestreikt: Dirk hat die Ruhe weg und ist damit prädestiniert, uns heil über so eine Strecke in diesem Gelände nach oben zu bringen. Er musste fahren ! Wir haben Blut und Wasser geschwitzt -es war spannend aber auch verbunden mit einer unglaublichen Aussicht. Kurz vor uns war ein Wasserversorgung-LKW auf die Strecke gestartet und wir sahen ihn immer kurz vor uns. Wenn der das schafft, dann schaffen wir das schon lange ! Aber der LKW-Fahrer schien das auch tatsächlich öfter zu machen als wir von der Rheinhessen-Front – 90m über dem Meeresspiegel .
Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass alles was an Wasser dort oben vom Hotel verbraucht wurde, genau über diesen Weg dorthin gelangte. Es gab also zwischen 4 und 8 Wassertransporte mit dem LKW am Tag hoch ins Hotel THE VIEW. Die Hotelleitung war sich dieser infrastrukturellen und ökonomischen Herausforderung durchaus bewusst und hatte die Lodge als ECO Hotel eingerichtet mit dem Anspruch möglichst umwelt- und wasserschonend zu agieren.
The View – Hotel mit Aussicht
Wir sind also eine gute 3/4 Stunde durchgerüttelt nach oben gefahren und nachdem wir auch den letzten Teil einer nicht nur steilen, sondern auch engen Piste hinter uns gebracht hatten, kamen wir in unserem Domizil an. Wir stellten dann auch fest, dass die meisten Besucher sich eher vom Hotel unten im Tal abholen und raufkutschierten ließen als selbst hochzufahren. Das macht sehr oft den Unterschied zwischen den Oman-Reisenden aus, denn der Oman ist als Reiseland noch immer recht unbekannt und viele trauen sich nicht, selbst durch den Oman zu fahren. Wir können definitiv bestätigen: das macht mehr Spaß !
Die Lodge ist unglaublich! Auf der einen Seite sehr speziell konstruiert durch die Zimmer-Cubes und Brücken und Stegkonstruktionen, auf der anderen Seite passt es sich einfach den örtlichen Gegebenheiten an und schmiegt sich an den Hang. Der Empfang hatte schon eine unglaubliche Fensterfront zu bieten, aber am Abend war die Aussicht über die Lichter im Tal bei einem extrem guten Essen auf der Terrasse ein absolutes Highlight der Reise.
Und zum Pool ist sowieso nichts mehr hinzuzufügen:
Wandern im Wadi mit Ali
Wir hatten uns überlegt, dass wir gerne wandern gehen wollten, aber nur als geführte Tour, da wir uns nicht auskannten. Bei der Hitze sollte man sich auch nicht verlaufen, sondern genau wissen was man tut. Daher hatten wir nachgefragt, aber das Hotel konnte uns spontan keine offizielle Tour anbieten. Aber….. Ali, ein Omani, der im Hotel arbeitete, würde uns mitnehmen – im Prinzip auf seinen Heimweg durch das Wadi bis in sein kleines Bergdorf. Wir waren begeistert, von einem Einheimischen mitgenommen zu werden und bereiteten uns vor: Wanderhose und Wanderschuhe, den Rucksack mit der Kamera gepackt und ausreichend Wasser verstaut.
Vor dem Hotel trafen wir uns dann mit Ali, dem Omani in lokaler Tracht: also mit Dischdasha, Turban… und Zehen-Sandalen. Prima, dachten wir, das kann ja dann ein gemütlicher Spaziergang werden ! DENKSTE !
Der Eingang ins Wadi war für uns noch ersichtlich, aber dann erstreckte sich vor uns der ausgetrocknete Flusslauf mit steilen Geröllwänden und mit vielen Sträuchern bewachsen, aber nirgendwo war überhaupt die Idee eines Weges oder Pfades erkennbar.
Ali schien ihn zu erkennen, er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sprang mit seinen Zehen-Sandalen von Stein zu Stein. Wir hechelten hinterher. Es war verdammt heiß, die Hitze stand im Wadi, Ali und Dirk konnten viele Gesteinsbrocken durch längere Beine sehr leicht überwinden, ich musste ständig drüberklettern. Zwischendurch hörte man immer das Meckern der Ziegen, die sich in dem unwegsamen Gelände ihr Futter an den Sträuchern suchten und abknabberten.
Ständig hatte ich das Gefühl, Ali würde wegen uns nur sehr langsam seinen bekannten Heimweg gehen. Er legte den Weg zweimal am Tag zurück, wie er uns berichtete in gebrochenem Englisch. Wir machten viele Trinkpausen und kamen so nur langsam voran bis ins Tal des Wadis. Nach über 1 Stunde waren wir endlich unten, wanderten dann über das Geröll im Tal weiter bis zur nächsten Aufstiegsstelle. Ali war fit wie eh und je. Aber die Lindis… ich erspar Euch das…. Auf halbem Weg nach oben – wir machten grade wieder eine Trinkpause – fragte Dirk dann Ali, wie weit es noch wäre. Ali meinte, wenn wir oben wären noch vielleicht eine Stunde bis ins Bergdorf. Dirk und ich sahen uns an – und hatten mal wieder die gleichen Gedanken: den selben Weg mussten wir ja dann wieder zurück – ohne Ali – und ohne einen Weg in dem Gesteinshaufen erkennen zu können. Wir streikten ! Ali wollte uns noch überreden, aber wir beharrten darauf umzudrehen und den Rückweg zum Hotel zu starten. Ali begleitete uns noch ein Stück, denn er hatte wohl gemerkt, dass wir hier den Weg nicht finden würden, so wie er für ihn erkennbar war.
Nach 3 Stunden kamen wir wieder am Ausgang des Wadis an und legten den restlichen Weg zum Hotel zurück – erleichtert und echt fertig war unser Weg nur noch Richtung Pool…. Was ein Wandertag ! Und vielen Dank an Ali für seine Geduld mit den Rheinhessen-Talbewohnern….