Australien

Tasmanien #8: Zwischenbilanz

Unser Tasmanien-Abschluss in Launceston hat mich bewogen, mal eine Zwischenbilanz unseres Sabbaticals zu ziehen.

Wir sind mittlerweile seit 11 Wochen unterwegs, mehr als die Hälfte unserer Reisezeit haben wir damit bereits hinter uns. Wir sind 7 Wochen durch Neuseeland gereist, haben beide Inseln gesehen, waren 2 Wochen auf den Cook Islands, danach in Sydney und fast 2 Wochen auf Tasmanien.

Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen, bevor wir weiterfliegen nach Melbourne.

Dabei stellen sich drei grundsätzliche Fragen:

  1. Haben wir unsere Reise (für unsere Reiseansprüche) richtig geplant?
  2. Wo gefällt es uns bisher am besten?
  3. Wollen wir hierbleiben?
    Oder wie es eine Freundin gestern ausdrückte: In welchem Status bist du grade? Willst du am liebsten endlich sofort nach Hause oder kommst du gar nicht erst wieder heim?
  1. Haben wir unsere Reise richtig geplant?

Ja, grundsätzlich haben wir die Reise für uns richtig geplant! Es macht keinen Sinn, über Wochen in Neuseeland oder Australien nur an ein oder zwei Stellen zu bleiben, was uns zwar viel Reiserei und Autostunden erspart hätte, aber wir hätten auch deutlich weniger gesehen vom Land.

Es sind zwar mit über 40 Stationen auf der Reise eigentlich mindestens 10 zu viel, aber wir haben mittlerweile Routine im Ein- und Auspacken. Auch wenn das häufige ‚Koffer rein – Koffer raus‘ teilweise mal nervt, aber Dirk und ich sind ein eingespieltes Reise-Dreamteam und haben uns gut organisiert und aufgeteilt.

Klar, es gibt immer Stationen, an denen wäre ein Tag mehr oder auch ein Tag weniger besser gewesen, aber im Prinzip passt es zu 95%.

Wir haben festgestellt, dass es den Backpackern und den Camper Van-Reisenden nicht anders ergeht. Sooo flexibel wie die meisten vorgeben, sind auch die nicht. Die meisten sind zeitlich eng getaktet und müssen in ihren wenigen Urlaubswochen ebenso sehen, wo sie bleiben und auch wo sie unterkommen oder campen dürfen. Und auch sie müssen irgendwo eine Fähre oder einen Flug erreichen.

Dafür reisen wir nicht im fahrenden Sarg (diese ausgebauten Miet-Kombis) und haben jeden Abend ein sauberes Bett.

Und mir war klar, dass ich zwischendurch vielleicht mal etwas Heimweh bekomme. Das ist witzigerweise meist der Fall, wenn wir einen Reiseteil beenden, also ein Land, eine Insel verlassen, um zur nächsten größeren Destination aufzubrechen. Da packt es mich immer mal und ich würde mich mit meinen ganzen Eindrücken, die in meinem Kopf sind, am liebsten in den Flieger nach Hause setzen. Aber das gehört wohl dazu und genauso schnell bin ich aber auch wieder von neuen Gefilden beeindruckt und lasse mich mitreißen.

Dirk und ich haben diese Reiseplanung viel vorab diskutiert und auch jetzt checken wir immer wieder ab, inwieweit das passt, was wir uns vorgestellt haben.

Wenn Leute zu Hause mich angesprochen haben, dass wir ja einen sehr langen Urlaub machen, wollte ich immer korrigieren und sagen, dass es kein üblicher Urlaub, sondern ein Sabbatical ist. Schließlich war und ist diese Auszeit deutlich mehr für mich: nach längerer Krankheit, Pandemie, viel Energieverbrauch in meinem Job wollte ich mich neu justieren.

Ich merke allerdings, dass dies Hand in Hand geht: Reisen und Sabbatical-Zeit – neue Länder entdecken und mich neu ausrichten, runterkommen und neue Energie schöpfen, den Kopf frei bekommen und ihn mit vielen neuen Eindrücken füllen, all das geht zusammen und wirkt sich zusammen aus. Ich wollte außerdem vom Job abschalten und das hat wirklich sehr gut funktioniert. Mal sehen, wo meine persönliche Reise hingeht, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin.

  1. Wo gefällt es uns am besten?

Diplomatische Antwort: alle Destinationen hatten ihren Reiz.

Aber es gibt Highlights. Für Dirk und mich ist Tasmanien definitiv bisher ein absolutes Highlight, denn Landschaft, Erlebnisse, Tierwelt, nette Menschen machen zusammen eine Mischung, der wir uns nicht entziehen können.

Aber auch die Cook Inseln waren ein Highlight: auf Aitutaki die Strände und die Lagune mit dieser Wahnsinns-Brandung, auf Rarotonga das Resort.

Neuseeland wirkt nun ein bisschen wie der kleine Bruder von Tasmanien. 🙂
Und das ist gar nicht böse gemeint. Die Infrastruktur ist in Neuseeland noch ausbaufähig, aber natürlich gibt es auch hier Highlights, wie Mount Cook und auch die Vulkane, die es auf Tasmanien so nicht gibt. Ich persönlich bedaure nur eins bezüglich Neuseeland: dass wir nicht an Mount Taranaki waren, dem ikonischen Vulkan der Nordinsel.

Als ich gestern in Launceston mal wieder ein kurzes Heimweh-Fieber hatte, wurde mir jedoch schnell klar, dass dies unfair Dirk gegenüber ist, für den der Australien-Teil unserer Reise noch immer der aufregendste ist und auf den er sich am meisten gefreut hat. Also geht’s morgen auf nach Melbourne und dann an die Great Ocean Road. Wir schauen uns den Uluru an und führen dann unseren Roadtrip an der Ostküste weiter. Und dann sage ich Euch final, wo es am schönsten war. 🙂

  1. Wollen wir nach Hause oder hierbleiben?

Auch die Frage kann ich bereits beantworten: wir kommen natürlich wie geplant wieder nach Hause und dort bleiben wir dann auch!
Bis auf meine wenigen kurzfristigen Reiselaune-Löcher, in die ich schon mal falle, wenn ich zum X-ten Mal meinen Koffer packe, Packwürfel sortiere, wieder beide Rucksäcke nach Sachen durchwühle, die ich dann schließlich im Koffer finde, die Koffer vor Abflug wiege und wieder umpacken muss,….., bin ich immer noch in meinem Element, mitten im Sabbatical, in der Auszeit und möchte unsere bisherigen Erlebnisse noch um diejenigen vom australischen Festland ergänzen.

Natürlich haben wir drüber gesprochen, was uns dazu bringen könnte, unser komplettes Leben ans andere Ende der Welt zu verlagern.

Wir waren und sind an der Stelle sehr realistisch, denn ohne Job, ohne Einkünfte ist die Idee sinnlos. Neuseeland und Australien sind knallharte Einwanderungsländer, da muss man schon ordentlich Geld mitbringen, um hier eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.

Aber was würde wir hier wollen? Komplett neue Jobs suchen? Schafe züchten? Unsere eigentlichen Jobs gibt es hier auch eher in den Großstädten, da würden wir aber gar nicht wohnen und leben wollen.

Wir haben mittlerweile auf unserem Roadtrip genug kennengelernt, genug Häuser von innen gesehen und ausreichend mit Locals gesprochen, um sagen zu können, dass das Leben hier ebenso wenig perfekt ist wie in Deutschland, aber in Deutschland ist unser Zuhause, Familie, Freunde, Kollegen, Jobs und Ärzte, denen wir bei der Behandlung unserer chronischen Krankheiten vertrauen (tatsächlich sehr wichtig!). Fertig.

Und es gibt genug Sachen, Kleinigkeiten aus dem täglichen Leben, auf die ich bzw. wir uns schon wieder riesig freuen zu Hause….

… Ihr wollt wissen, was das ist? Ok, eine kleine Auswahl:

Vollkornbrot, getrennte Bettdecken, unser Sofa, eine große Küche zum Kochen und ausreichend Utensilien, meine Klamotten aus dem Schrank holen und nicht aus dem Koffer, Wasser aus dem Hahn ohne Chlor, ausreichende Anzahl Handtuchhaken im Bad (ich könnte umsatteln auf Hotel-Einrichtungsberaterin, ich hätte echt verdammt viel zu tun!), ein richtiger Döner und der Mainzer Dom. 🙂

Aber bis dahin packe ich heute Abend erstmal wieder meinen Koffer, wiege ihn, seufze, packe ihn um und freue mich auf Melbourne….

4 Kommentare

  • Renate Milz

    Hallo Ihr Weltenbummler, super, dass Euch Eure Reise gefällt. Jeden Tag viele neue Eindrücke, andere Menschen, anderes Essen, andere Unterkünfte. Auch Linksverkehr, auf jeder Insel ein anderes Auto und doch immer derselbe Koffer, der schwer zu geht 😜. Nun noch Australien – letzte Etappe des Sabbaticals. Dazu wünsche ich Euch ganz viel neue Erlebnisse, interessante Menschen und unbekannte Tiere und Pflanzen kennen zu lernen. Freut mich übrigens, dass Ihr den Mainzer Dom noch nicht vergessen habt.😀😀😀 Bis bald. Liebe Grüße Renate 😍😍😍

  • Hanne

    Hallöchen Ihr Lieben, wie aufregend und interessant ist Eure Reise. Das bleibt hoffentlich so. Ich jedenfalls bin schon ganz grün. Wann fährt Ihr nach Patagonien? 😄 Liebe Grüße Hanne

  • Detlev

    Liebe Simone, lieber Dirk,

    ich bin erleichtert, dass Eure Zwischenbilanz so positiv ausfällt. Das kurze Heimweh war sicher nur eine seltene australische Eintagsfliege. Ich erfreue mich an Euren bildhaften Eindrücken und Deinen gelungenen Schilderungen, Simone. Beides ruft so viele Erinnerungen wach! Am liebsten würde ich mich gerade wieder auf den Weg machen. Da ich etliche Eurer noch kommenden Highlights selbst erleben durfte freue ich mich mit Euch auf das Staunen und die Begeisterung, die Ihr dabei entwickeln werdet! Weiterhin viel Neugier und Wagemut wünscht Euch mit nettem Gruß

    Detlev

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